Die nachkonziliaren Aufbrüche des Katholizismus

Die nachkonziliaren Aufbrüche des Katholizismus

Papst Johannes Paul II. war ohne jeden Zweifel ein Jahrhundertpapst. Zum Fall des Eisernen Vorhangs hat er wesentlich beigetragen. Er hat die Katholische Kirche theologisch in einigen Themen für die Moderne geöffnet und sie gleichzeitig in anderen Fragen auf einen antimodernen Kurs festgelegt. Für den Papst aus Polen war Freiheit ein Lebensthema. Gerade darum glaubte er, sie Kirche vor mancher Befreiung schützen zu müssen.

Rahner, Karl, Vorgrimler, Herbert (352008): Kleines Konzilskompendium. Sämtliche Texte des zweiten Vatikanischen Konzils.

Das zweite Vatikanum ist der größte Einschnitt in der Geschichte der Katholischen Kirche im 20. Jahrhundert. Der Geist der Erneuerung, der für die 1960er Jahre so typisch ist, findet hier sein katholisches Gesicht. Jeder, der sich ein wenig für das Christentum interessiert, sollte in die maßgeblichen Quellen wenigstens mal hineingesehen haben. Anlesetipp: Gaudium et Spes.

 

Veiter Reinhard, (2013): Die Würzburger Synode: Die Texte neu gelesen (Europas Synoden nach dem Zweiten Vatikanischen Konzil, Freiburg: Herder Verlag.

Die Würzburger Synode (1971-1975) war eine regelmäßige Zusammenkunft der deutschen Bistümer, die sich in diesen Sitzungen bemühten, die Beschlüsse des 2. Vatikanischen Konzils auf den deutschen Raum anzuwenden. So grundsätzlich und breit wird erst im gegenwärtigen Prozess „Der Synodale Weg“ wieder über die Zukunft der Kirche diskutiert.

 

Küng, Hans (1970): Unfehlbar? Eine Anfrage, Benzinger.

Der renommierte Theologe Hans Küng stellt mit guten Gründen das traditionelle Verständnis des päpstlichen Lehramtes in der Frage. Ende des Jahrzehnts entzieht ihm die Katholische Kirche die Lehrbefugnis.

 

Papst Johannes Paul II (1995): Enzyklika Evangelium Vitae. Frohbotschaft des Lebens. http://www.vatican.va/content/john-paul-ii/de/encyclicals/documents/hf_jp-ii_enc_25031995_evangelium-vitae.html

In dieser Moralenzyklika stellt der polnische Papst eine christliche Kultur des Lebens dem gegenüber, was er als Kultur des Todes empfindet. Was immer man am moralischen Zeugnis dieses Papstes bewundern oder kritisieren möchte, man wird es in diesem Text finden.

 

Drobinski, Matthias, Urban, Thomas (2020): Johannes Paul II.: Der Papst, der aus dem Osten kam. München: C.H. Beck.

Die aktuellste und überzeugendste Gesamtwürdigung dieses Papstes, jenseits von Hofberichterstattung und Verriss.

 

Striet, Magnus, Goertz, Stephan (2020): Johannes Paul II. – Vermächtnis und Hypothek eines Pontifikats, Freiburg: Herder Verlag.

Eine Reihe von namhaften katholischen Theologen aus Deutschland würdigen das Erbe von Johannes Paul II; Kundig, wertschätzend, aber auch kritisch.

 

Katechismus der Katholischen Kirche: Vollständiger Text der Neuübersetzung aufgrund der Editio typica Latina, München: De Gruyter Oldenburg.

Der Katechismus der Katholischen Kirche wurde maßgeblich unter der Leitung von Joseph Kardinal Ratzinger erstellt und 1992 erstmals veröffentlich. Er sorgt weltweit für einen einheitlichen Standard allgemeinverständlicher Darstellung des christlichen Glaubens. Damit kommt es auch zu einer Festschreibung konservativer Positionen.

 

Ratzinger, Josehph (Benedikt XVI) (2015): Aus meinem Leben: Erinnerungen (1927-1977), München: Deutsche Verlagsanstalt.

Kein Deutscher hat die weltweite Kirchengeschichte so stark geprägt wie Joseph Ratzinger (Papst Benedikt XVI). In seiner Lebensbeschreibung blickt er zurück auf ein halbes Jahrhundert Lebenserfahrung, die ihrerseits folgenreich wurden für die weltweite Kirche.

 

Leidenschaft für die Armen (1990): Die Theologie der Befreiung. Hg. von Norbert Greinacher, München: Piper.

Guttierez, Gustavo (1992): Theologie der Befreiung, Mainz: Matthias Grünewald.

Boff, Leonardo, Zoja, Luigi (2016): Die Wahrheit ist größer: Der eines unbequemen Theologen, Topos.

Die Textsammlung von Greinacher vermittelt einen sehr guten Überblick über den theologischen und geistlichen Aufbruch in Südamerika. Das Buch von Guttierez formulierte das Programm, das heute für das Katholische Lehramt insgesamt inspirierend ist. Vor allem Leonardo Boff wurde von der Kirche unter Johannes Paul II. zum Schweigen gebracht. Inzwischen kann man sagen, dass seine Impulse bei Papst Franziskus spürbarer sind, als das meiste dessen, was in den 1970er Jahren als rechtgläubig galt.

 

Schüssler-Fiorenza, Elisabeth (1993): Zu ihrem Gedächtnis. Eine feministisch-theologische Rekonstruktion der christlichen Ursprünge, Gütersloher Verlagshaus

Maasburg, Leo (2016): Mutter Teresa. Die wunderbaren Geschichten. München: Knaur.

Die Katholische Kirche ist sehr viel mehr, als bei uns zur Sprache kam. Vor allem wird sie getragen von unzähligen Frauen, die helfen, leiten, lehren, dichten und beten. Mutter Theresa und Elisabeth Schüssler Fiorenza seien genannt zur Absteckung dieses Spektrums: eine Ordensfrau, die im tätigen Dienst an den Ausgestoßenen christlicher Barmherzigkeit sichtbar macht, und eine feministische Theologin, auf deren Fragen und Herausforderungen weder Kirche noch Theologie bis jetzt überzeugende Antworten finden.