Der weiße deutsche Text in Kreisform lautet "DAS WORT UND DAS FLEISCH" auf schwarzem Hintergrund, mit einem goldenen W auf der linken und einem goldenen F auf der rechten Seite innerhalb des Kreises.

Die russlanddeutschen Christen

Die russlanddeutschen Christen

Circa 2,5 Millionen Russlanddeutsche sind in den letzten Jahren aus der früheren Sowjetunion nach Deutschland zurückgekehrt. Nachdem diese Menschen für lange Zeit entweder ignoriert (»die werden sich schon anpassen«) oder skandalisiert (»die bleiben nur unter sich, werden kriminell oder rechts«) wurden, werden sie erst in jüngster Zeit öffentlich differenzierter wahrgenommen.

»Die« Russlanddeutschen gibt es nicht. Ihre Erfahrungen und vor allem ihre Entwicklung in den letzten Jahrzehnten sind sehr vielfältig. Für die allermeisten von ihnen war neben ihrer einzigartigen Migrationsgeschichte der christliche Glaube eine verbindende Prägung und das in ziemlicher Vielfalt: lutherisch oder katholisch, pfingstkirchlich, baptistisch oder mennonitisch.

Vor welchen Herausforderungen haben Menschen gestanden, die durch Verfolgung und Vertreibung in einer totalitären Gesellschaft schweres Leid erfahren haben? Wie verändert sich der Glaube von Menschen, die von einer religionsfeindlichen Diktatur in eine Gesellschaft kommen, in der Religion frei gelebt werden darf, deren Vielfalt und Freiheit aber auch als Überforderung erlebt werden kann? Wie gehen wir mit Entwicklungen um, wo sich einige von ihnen sehr kritisch von einer liberalen und pluralen Gesellschaft (beziehungsweise ihren Kirchen) absetzen? Und wie können wir lernen, ihre Erfahrungen als Bereicherung unserer Gesellschaft und unserer Kirchen wahrzunehmen?

Auf der Seite des Museums für Russlanddeutsche Kulturgeschichte in Detmold (https://www.russlanddeutsche.de) gibt es weit über die Ausstellung hinaus hilfreiche Materialien für einen ersten Überblick. Sehr empfehlenswert ist auch der Podcast Steppenkinder (https://www.russlanddeutsche.de/kulturreferat/projekte/steppenkinder.html) mit Ira Peter und Edwin Warkentin. Zur ersten Orientierung siehe auch diesen Text von Kornelius Enns (https://www.bpb.de/themen/migration-integration/kurzdossiers/252539/religiositaet-unter-russlanddeutschen/)

Dalos, György (2020): Geschichte der Russlanddeutschen. Von Katharina der Grossen bis zur Gegenwart. München: C.H. Beck.
Gut geschriebener Gesamtüberblick zum Weg deutscher Migration ins russische Reich unter Katarina der Grossen und den historischen Entwicklungen im Zarenreich und in der Sowjetunion.

Friesen, Leonard G. (2022): Mennonites in the Russian Empire and the Soviet Union. Through Much Tribulation. Toronto: University of Toronto Press
Aktuellster Überblick zur Geschichte der russlanddeutschen Mennoniten aus internationaler Perspektive.

Peter, Ira (2025): Deutsch genug? Warum wir endlich über Russlanddeutsche sprechen müssen. München: Goldmann Verlag.
Ira Peter gelingt mit ihrem Buch eine sehr anschauliche Einführung in die Vielfalt russlanddeutscher Erfahrungen, weil sie persönlichen Erfahrungen ihrer eigenen Lebensgeschichte geschickt mit einem lehrreichen Überblick über aktuelle Daten zu Russlanddeutschen verknüpft.

Gebhard, Lilli (2014): Identitätskonstruktionen Russlanddeutscher Mennoniten im Spiegel ihrer Literatur, Frankfurt: Peter Land.
Literaturwissenschaftliche Untersuchungen zu Texten von russlanddeutschen Autor:innen. Gebhard zeigt, welche starke Bedeutung die Hoffnung auf eine himmlische Heimat für Menschen hat, die in unterschiedlichen geschichtlichen Erfahrungen heimatlos gemacht worden sind.

Reimer, Johannes (1996): Auf der Suche nach Identität. Russlanddeutsche zwischen Baptisten und Mennoniten nach dem Zweiten Weltkrieg. Lage: Logos Verlag.
Frühe und theologisch gut reflektierte Darstellung der Identitätsfragen russlanddeutscher Baptisten und Mennoniten zwischen ihrem Frömmigkeitserbe und den neuen Herausforderungen in Deutschland.

Jung, Friedhelm und Heinrich Derksen (Hg) (2020): Angekommen?! Fünfzig Jahre freikirchliche Russlanddeutsche in Deutschland.
In diesem Sammelband geht es um konservativ-freikirchliche Russlanddeutschen. Die Aufsätze geben einen guten Überblick, wie es dazu gekommen ist, dass die konservativ-evangelikale Theologie der Southern Baptists entscheidenden Einfluss auf etliche russlanddeutsche freie Gemeinden gewann, Die Beiträge zeigen auch, welche Schwierigkeiten in Gemeinden, zwischen den Generationen und im Verhältnis zu anderen Evangelikalen auftraten.

Weiss, Lothar (Hg.) (2013): Russlanddeutsche Migration und evangelische Kirchen, Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht.
In diesem Band wird überwiegend aus einer kundigen landeskirchlichen Sicht beschrieben, welche Herausforderungen Russlanddeutsche in ihrer alten bzw. neuen Heimat vorfanden, auch, zu welchen wechselseitigen Enttäuschungen es zwischen den etablierten Kirchen und ihnen gekommen ist.

Wiebe, Simon (2025): Heimat verlieren und (k)eine neue Heimat gewinnen. Zwei russlanddeutsche Perspektiven. In: Mennonitisches Jahrbuch, 105-113.

Wiebe, Simon: Das Eschaton als Heimat? Die eschatologischen Entwicklungen in russlanddeutschen Freikirchen mit mennonitischer Tradition. Masterarbeit Paderborn.
Theologische Reflexion russlanddeutscher Geschichte und Prägungen aus einer Binnenperspektive, die zugleich starkes kontextuelles Bewusstsein für die jeweilige situative Herausforderungen der Menschen besitzt.

Klassen, John N. (2007). Russlanddeutsche Freikirchen in der Bundesrepublik Deutschland. Grundlinien ihrer Geschichte, ihrer Entwicklung und Theologie. edition afem mission academics 27. Nürnberg/Bonn: VTR/VKW.

Derksen, Heinrich (2016): Das Gottesdienstverständnis der russlanddeutschen Freikirchen, Leipzig: Evangelische Verlagsanstalt.
Theologische Studien zu Geschichte und Profil russlanddeutscher Freikirchen mit konservativ-evangelikalem Profil.

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